Vientiane, Luang Prabang und Mekong

Freitag, der 7. Oktober 2016. Um 12:20 Uhr hebt unser Air Asia - Flieger in Bangkok Richtung Vientiane ab. Freund Emma ist die ganze Zeit am Grinsen. Er hat gestern im Netz gelesen, dass Laos - Mädels besonderes hübsch und süß sein sollen. Er ist richtig aufgeregt und wuschig!


Nach einer knappen Stunde Flug landen wir in Vientiane. Die Einreiseprozedur ist kurz und schnell. Emma und ich gehen direkt hinter dem Eingang des Empfangsterminals nach rechts. Wir füllen jeder einen kurzen Visaantrag aus und geben ihn zusammen mit je zwei Passbildern und unseren Pässen ab. Nur wenige Minuten später kassiert ein anderer Beamte je 30 Dollar von uns und gibt uns anschließend unsere Pässe mit eingeklebten Visa wieder zurück. Vielleicht zehn Meter weiter befindet sich die Immigration, die unsere neuen Visa abstempelt. - So schnell kann Visa-On-Arrival gehen.

Wir fahren zum Bayern Guesthouse an der Anou Road, unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Es hat in diversen Bewertungsportalen sehr gute Noten bekommen und liegt zentral, daher habe ich mich für diese Herberge entschieden. Der Besitzer dieses Gästehauses, ein Lao, hat etwa 30 Jahre im Süden Deutschlands gelebt und gearbeitet. Dann ist er vor ein paar Jahren zurück in sein Heimatland gegangen und hat dieses Haus übernommen.

Bereits nach kurzer Zeit verlassen wir wieder unser Zimmer. Es ist noch recht früh. Die Einreiseprozedur ging doch deutlich schneller vonstatten als von mir gedacht. Wir schlendern die Anou Road Richtung Mekong entlang.


Kurz vor dem Fluss wenden wir uns nach links. Wir müssen nur zweimal fragen, dann haben wir die Avenue Lane Xang erreicht. Wir wandern diese Prachtstraße Vientianes hoch bis wir das Patuxai erreicht haben, das sich mitten auf dieser Straße befindet. Das Patuxai ist das Wahrzeichen Vientianes. Es wird auch als Victory Monument bezeichnet und ist das Denkmal für die Unabhängigkeit des Landes von Frankreich.


Wir setzen uns und schnaufen ein wenig durch. Nach der Rast spazieren wir noch ein wenig die Lane Xang hoch. Dann biegen wir nach links ein. Kurze Zeit später stehen wir vor dem Berliner Garden, dem einzigen deutschen Restaurant der Stadt. Leider ist das Lokal geschlossen und sieht sehr verlassen aus. Meine Freundin möchte schon gehen, aber ich lese etwas von einer Öffnungszeit von 17:00 Uhr. Es ist 20 Minuten vor 17 Uhr. Wir warten, auch wenn ich wegen des verlassenen Eindrucks ebenfalls skeptisch bin. Aber dann kommt ein Fahrzeug angefahren, jemand steigt aus und öffnet das Tor.


Wir lassen es uns schmecken, ich teste zudem ein erstes Beer Lao. Nach Einbruch der Dunkelheit führt uns unser Weg wieder zurück. Am Patuxai versuche ich mich an ein paar Nachtaufnahmen. Irgendwie bin ich aber nicht zufrieden. - Egal! Mein Ziel war es, heute noch Nachtaufnahmen von diesem Bauwerk hinzubekommen. Und das habe ich geschafft.


Nach getaner Arbeit bringt uns ein Tuktuk zurück zur Flussseite der Anou Road. Hier hat inzwischen der Nachtmarkt Vientianes seine Pforten geöffnet. Meine Freundin parkt Emma und mich an einem Pub am Straßenrand und macht sich auf in das Shoppingvergnügen.

Zwei Stunden später, mein Mädel ist immer noch nicht zurück. Ich mache mir inzwischen Sorgen um sie und den vielen leeren Döschen Beer Lao auf unserem Tisch. Selbst die Bedienung fragt schon nach ihr. Dann kommt sie aber doch angelaufen. Sie hat sich eine Laos-SIM-Card gekauft, und es gab wohl einige funktionelle Probleme mit dieser Karte.
Wir sitzen noch ein wenig zusammen, bevor wir uns wieder Richtung Bayern Guesthouse bewegen und den Abend langsam beenden.


Zur Mittagszeit sind wir wieder auf der Anou Road unterwegs. Ein Restaurant bewirbt ein All-Day-Breakfast, da kann ich nicht "Nein" sagen. Und da auch meinen Begleitern der Magen knurrt, lassen wir uns nieder.


Frisch gestärkt sind wir auf der Suche nach der DD Travel Agency. Ich möchte Bustickets nach Luang Prabang erwerben. Im Vorfeld habe ich gelesen, dass manche Agenturen VIP-Bustickets verkaufen, man sich dann aber in einem 2. Klasse - Bus wiederfindet. DD Travel soll vertrauenswürdig sein.
Wir müssen nicht lange suchen, werden schnell fündig. Ich erstehe Tickets für je 160.000 Kip = 17 Euro. Nicht ganz billig für ein Entwicklungsland. Aber ein VIP-Bus über eine Strecke von 340 Kilometer und inklusive Abholservice hat auch hier seinen Preis. Insbesondere, wenn die Fahrtzeit 10 bis 12 Stunden beträgt.


Wir wenden uns dem Mekong zu und wandern an dessen Uferstraße entlang. Es ist heiß, die Sonne brennt.


Unsere Kehlen sind inzwischen trocken, wir suchen Zuflucht in einem Restaurant. Ausnahmsweise nehmen wir Innen Platz. Ohne Aircon geht nichts mehr! Das Wetter ist so, wie ich es schon bei meinem Abflug in Deutschland erwartet habe. Zuvor in Bangkok bescheiden und nass, hier in Laos Sonne und Hitze.

Nach kurzer Rast macht sich meine Freundin wieder auf. Die ersten Shops des Nachtmarkts haben geöffnet, sie will ein wenig shoppen gehen. Gestern hat die Zeit ja nur für eine SIM-Card gereicht.
Nach etwa einer Stunde kommt mein Mädel mit ein paar Tüten in der Hand wieder zurück. Wir suchen uns und ein Tuktuk und lassen uns zu unserer Unterkunft bringen. Zum laufen haben wir alle keine Lust mehr.


Im Zimmer angekommen, schnaufe ich kurz durch. Dann fange ich an zu packen. Auch meine Begleiter legen die ersten Sachen zusammen. Gegen 19:00 Uhr brechen wir wieder auf. Recht früh, aber das muss heute sein. Es geht nochmals nahe des Restaurants von heute Nachmittag. Das Bor Pen Yang ist unser Ziel, die angeblich beste Rooftop-Bar Vientianes. Zunächst müssen wir dort im Innenbereich Platz nehmen. Aber dann wird ein Tisch an der Balustrade frei und wir wechseln den Sitzort. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Nachtmarkt und den Mekong.


Das Bor Pen Yang soll die einzige Bar in Vientiane sein, in der auch Mietmädels auf Kundschaft warten. Schon nach kurzer Zeit fallen mir die ersten freischaffenden Künstlerinnen auf. Ich mache Emma auf sie aufmerksam. Seine Augen werden groß und größer! Dann springt er auf und stattet den Damen einen Besuch ab. Keine 30 Minuten später kommt er wieder zurück. "Digger, ich hab heut noch was vor!", flüstert er mir ins Ohr. Ich nehme dem Kerl das Versprechen ab, dass es nicht zu spät werden wird. Dann schlendert er wieder lässig zu seinen neuen Bekanntschaften hinüber. Meine Freundin und ich genießen weiter den Anblick von Nachtmarkt und Fluss. Leider stört gelegentliches Kreischen aus der Richtung von Emma und den Mädels die Stimmung. Dann wird es aber ruhiger. Emma verlässt mit drei Mädels im Schlepptau das Lokal. Seufzend blicke ich ihm hinterher.
Wir bleiben noch ein paar Stunden. Das Bor Peng Yang ist ein netter Laden. Aber schon weit vor Mitternacht beenden wir notgedrungen den Abend. Es wird eine ziemlich kurze Nacht werden. Mir graut's!

Es scheppert an unserer Tür. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr: kurz vor vier! Ich öffne dir Tür, sehe niemanden. Dann fällt mein Blick nach unten: Emma! Wortlos wankt der leicht zerfledert wirkende Kerl an mir vorbei, klettert hinauf aufs Bett und legt sich hin. Sekunden später höre ich ihn schnarchen. Auch ich lege mich schlaftrunken wieder hin.

Um 5:15 Uhr ist die Nacht zu Ende. Leicht angeschlagen greife ich mit zittrigen Händen nach einer kühlen Dose Coke. Ich stecke mir eine Zigarette zwischen die Lippen und begebe mich auf unseren Balkon. Erst einmal wach werden, heißt die Devise.
Auf der Straße unter mir sehe ich zwei Mädels. Ich frage mich zunächst, was sie zu dieser Uhrzeit machen. Aber dann wird mir klar: Sie haben Essen für Mönche zubereitet. Nur wenige Minuten später kommt die erste Gruppe Mönche vorbei und holt sich ihre Ration ab.


Ich gehe wieder hinein. Wir machen uns abreisebereit. Nur Emma ist weiter am Schlafen und macht keine Anstalten aufzustehen. Erst ein großes Glass Wasser, in sein Gesicht geschüttet, erfüllt seinen Zweck. Schimpfend steht der Kerl auf. Er verzichtet aber auf die Morgentoilette, setzt sich nur auf das Gepäck und schläft weiter.

Kurz vor sieben verlassen wir unser Zimmer. Während wir auf den Abholservice warten, mache ich ein Foto unserer Unterkunft.


Ich komme mit unserem Herbergsvater ins Gespräch. Wenn ich mal wiederkommen will, soll ich ihn einfach anrufen. Dann sind die Zimmer deutlich billiger. Ich hatte das Zimmer mit Agoda gebucht, und Agoda steckt 25% des Preises in die eigene Tasche.

Eine Limousine hält an. "Luang Prabag?", höre ich den Fahrer fragen. Alles klar! Wir verstauen unser Gepäck im Kofferraum, steigen ein und fahren los. Nach etwa 45 Minuten haben wir unser erstes Etappenziel erreicht, den Northern Bus Terminal.

Unser gelber Bus steht schon bereit, aber wir haben noch etwas Zeit.


Zuerst tauschen wir unsere Voucher gegen die richtigen Bustickets ein. Dann erstehen wir noch etwas Reiseproviant.


Um 8:40 Uhr, mit vierzig Minuten Verspätung, setzt sich das Gefährt in Bewegung. Zunächst geht es zügig auf ebener Straße Richtung Norden. Nach knapp 1 1/2 Stunden wird die erste Rast eingelegt.


Nun wird es langsam immer gebirgiger, wir gewinnen zügig an Höhe. Irgendwann wird mir bewusst, wie steil es hier oft rechts oder links hinunter geht. Und selbstverständlich gibt es keine Leitplanken. Wenn der Fahrer an vielen Stellen nur einen Meter neben der Straße fahren würde, würden wir uns in einem sich überschlagenden Bus wiederfinden. Und einige hundert Höhenmeter tiefer im Tal zur Ruhe kommen. - Ich hatte im Vorfeld der Reise einige Tipps im Netz gelesen. Manche meinten, man solle die Tour mit dem Nachtbus unternehmen, damit man nicht sieht, wo es lang geht. Andere rieten davon ab, sich an ein Fenster zu setzen. Die Ausblicke könnten an den Nerven zehren. Natürlich gab es auch Stimmen, die empfahlen, ganz auf diese Busfahrt zu verzichten. - Wir haben uns die Plätze 1 und 2 gesichert. Direkt über dem Fahrer, mit der großen Windschutzscheibe vor uns. Wir haben alles im Blick! Das macht mir aber nicht aus, ich bin schon auf vielen engen Gebirgspisten in den Alpen unterwegs gewesen. Wobei ich natürlich keine Ahnung habe, wie der technische Zustand des Gefährts ist. Ich habe nur das Reifenprofil gecheckt, das ist ok.

Vor einer Baustelle kommen wir zum Stehen. Wir müssen erst ein paar Arbeiten und dann den Gegenverkehr abwarten.


Überrascht stelle ich fest, dass die Fahrt durch Vang Vieng geht. Dem berüchtigten Traveller-Städtchen. Ich hatte mir die Fahrstrecke zuvor nicht so genau angesehen. Ich dachte immer, Vang Vieng würde weiter im Osten liegen. Aber schön, nun bin ich auch hier gewesen. Wenn auch nur kurz.

Wir machen eine weitere Rast. Sie dauert etwas länger als geplant. Ein Schaden am Motor wartet auf seine Behebung.


Ich bin ein wenig enttäuscht von der Bustour. Mein Plan war es, während der Pausen Fotos von der wirklich schönen Landschaft zu machen. Aber wir machen recht wenig Pausen. Und wenn, dann an uninteressanten Stellen. Zudem sind die Scheiben des Busses verdreckt, Notfotos durch das Glas lohnen sich auch nicht.

Es geht weiter. Bisher war alles schön relaxed. Nun scheint der Fahrer aber die Absicht zu haben, die Zeit, die er wegen der Reparatur verloren hat, wieder aufzuholen. Bergab geht es noch, aber bergauf ist er nur noch am Heizen! Er biegt in eine enge Kurve ein. Mir ist sofort klar, dass es eng werden könnte. Und frage mich, warum er nicht früher rechts eingeschlagen hat. Es wird knapp! Das Fahrzeug kommt kurz vor dem Ende der Biegung zum Stehen, unmittelbar vor dem Abgrund. Dann kippt der Bus plötzlich vorne links am Abhang leicht weg. Sofort schlägt der Fahrer das Lenkrad noch weiter ein und gibt Gas. Ich bekomme einen Schrecken und fluche, Emma kommt fast das letzte Bier der vorherigen Nacht hoch, und meine Freundin lacht gestresst! Auch im Führerstand sorgt die Aktion für Diskussionen. Nun ist es vorbei mit der entspannten Fahrt, ich sehne mich nach dem Ende der Tour. Aber der Fahrer gibt weiter Stoff, leistet sich sogar eine wilde Verfolgungsfahrt mit einem anderen Bus.

Auf der Strecke gibt es einige kleine, sehr ärmliche Dörfer. Diese Ansiedlungen bestehen praktisch nur aus der Straße und den wie an einer Perlenschnur am Straßenrand aufgereihten Häusern. Rechts der Straße geht es steil den Berg hinauf, links abrupt den Abhang hinunter. Oder umgekehrt. Interessant sind die vielen jungen Mädels , die sich an einer Quelle am Straßenrand waschen oder frisch gewaschen in ihren Umhängen zurück nach Hause streben.
Es sind zudem viele kleine Kinder zu sehen, die unbekümmert am Straßenrand spielen. Unser Fahrer hupt nur kurz und rast dann mit hoher Geschwindigkeit durch diese kleinen Dörfer. Oft nur wenige Meter an den Kindern vorbei. Ich möchte nicht wissen, wie viele von ihnen hier in einem Jahr totgefahren werden.

Um 18:55 Uhr, es ist schon dunkel, erreichen wir Luang Prabang. Endlich! 10 Stunden 15 Minuten Fahrt, eine stramme Leistung. Ich wäre aber lieber eine Stunde länger gefahren, dafür gemütlicher.

Schnell ist ein Sammeltaxi gefunden, das uns zur unserer Unterkunft bringt. Wir halten uns dort nicht lange auf und stehen schnell wieder auf der Straße. Nicht weit von unserer Herberge finden wir ein Restaurant, in dem wir uns ein gutes Dinner gönnen.
Nach der Mahlzeit würde ich mir gerne noch ein Bierchen gönnen. Mit dem Hinweis auf Dienstschluss wird es mir aber verweigert. Ich gucke auf die Uhr: kurz von neun! Wir finden noch einen geöffneten Biergarten direkt am Mekong. Aber um zehn Uhr macht auch er zu. Wir geben auf und gehen heim. Hier ticken die Uhren anders.


Zur Mittagszeit machen wir uns auf zum Mekong. Wir saßen zwar gestern schon einmal für ein Stündchen am Fluss, aber da war es stockdunkel. Heute wollen wir uns den braunen Strom mal ansehen. Wir suchen uns ein Restaurant am Ufer und lassen uns nieder.













Nach etwa zwei Stunden beenden wir die Mittagsrast. Wir laufen die Uferstraße entlang. In einem Reisebüro kaufe ich ein paar Ansichtskarten. Dann führt uns unser Weg Richtung Stadtmitte. An der Sisavangvong Road biegen wir links ein. Es ist noch recht früh, und viel vor haben wir heute nicht. Daher legen wir an einem kleinen Restaurant eine weitere Rast ein.


Rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang stehen wir wieder auf und machen uns auf den kurzen Weg zur langen Treppe hoch zum Mount Phousi.


Wir schnaufen nochmal kurz durch, dann kämpfen wir uns in die Höhe. Es ist schwül, es ist heiß. Oben angekommen, 150 Höhenmeter über der Stadt, bin ich komplett durchgeschwitzt. Die Suppe läuft mir nur so runter. So als käme ich gerade aus der Dusche. Aber der Ausblick hat die Mühe gelohnt.


Wir warten den Sonnenuntergang ab. Als es dann soweit ist, suche ich eine Beschwerdebox! Dieser Platz ist für den Sonnenuntergang hochgerühmt, und entsprechend gut ist er besucht. Aber erstens geht die Sonne nicht über der Stadt unter, zweitens ist der Horizont stark bewölkt, und drittens stören Äste den Ausblick. Das habe ich mir ganz anders vorgestellt. Dies sollte ein Höhepunkt meiner Tour werden!


Wieder unten im Ort angekommen, beginnt der Nachtmarkt gerade mit seinem Betrieb.


Wir halten uns aber nicht lange auf, sondern besuchen wieder das Restaurant von heute Nachmittag. Wir bestellen zunächst etwas feste Nahrung zum Dinner, dann verbringen wir dort einen ruhigen Abend.


Ich hatte mir Luang Prabang doch etwas anders vorgestellt. Irgendwie alte Gebäude und viele Tempel. Stattdessen erleben wir eine saubere, aufgeräumte Stadt. Die Häuser alle top saniert, und zumindest in dieser Straße in jedem dieser Gebäude Shops, Restaurants, Cafes, Bars oder Travel Agencies. Zudem Unterkünfte bis zum Abwinken. Alles ist auf Touristen ausgelegt. Selbst in so einem absoluten Dritte-Welt-Land wie Laos. Einem Land, bei dem Otto-Normalbürger in Deutschland fragt, was man denn dort will. Wenn er es denn überhaupt kennt. - Ich zweifele langsam, ob es sich noch lohnt, andere Hotspots der Reiseszene zu besuchen. Wahrscheinlich wird es im Talort des Machupicchu in Peru ähnlich aussehen wir hier. Ok, nicht so sauber, aber wohl auch alles da, was das Herz des gemeinen Touris begehrt. Nicht mehr viel Ursprüngliches. Und morgens ziehen sie alle einer Karawane gleich den Berg hinauf. So wie wir heute Nachmittag den Mount Phousi hoch. Als Reisender ist man heute irgendwie dreißig bis vierzig Jahre zu spät dran. Zumindest, was die Hotspots angeht. Aber vor dreißig bis vierzig Jahren waren die damaligen Hotspots wohl auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ich habe jetzt das Bild von Rimini in den 50er Jahren vor Augen. Und das liegt sogar 60 Jahre zurück.

Kurz vor 22:00 Uhr, man ist schon fleißig dabei die Bürgersteige hochzuklappen, geht es für uns zurück in unsere Unterkunft, dem Pakhongthong Villa in der Kounxoa Road.


Dienstag, der 11. Oktober. Mittags verlassen wir unsere Unterkunft. An der Straßenkreuzung neben unserem Hotel wartet ein Tuk-Tuk-Fahrer auf Kundschaft. Dem Manne kann geholfen werden! Wir steigen ein und fahren kurze Zeit später in südlicher Richtung davon. Unser Ziel ist der Kuang Si Waterfall, angeblich der schönste Wasserfall der Gegend.


Nach etwa 45 minutiger Reise kommt unser Fahrzeug zum Stehen. Zu meiner Überraschung sind vor dem Eingang zum Park eine recht große Menge an Andenkenläden, Tinnef-Shops und Foodstalls zu finden. Wir decken uns mit ein paar Getränken und Snacks ein, dann geht es hinauf zum Wasserfall.


Der Kuang Si soll der beliebteste Wasserfall in der Gegend von Luang Prabang sein. Wie daher zu erwarten war, sind einige Leute am und im Wasser unterwegs. Aber es hält sich in Grenzen. An Wochenenden soll es noch ganz anders zur Sache gehen, da soll es fast zu Gedrängel kommen. Weil auch die Laoten für ein Bad vorbei kommen.

Ich schnaufe kurz durch, rauche mir eine Zigarette. Dann wartet die Arbeit auf mich. Da wir etwas spät dran sind, habe ich leider nur 2 1/2 Stunden Zeit. Und zu allem Überfluss brauche ich nur für das erste Foto schon über eine halbe Stunde. Die Tücke liegt im Detail!


Ich bin soweit fertig. Klar, ich könnte noch ein wenig rumlaufen, aber dazu ist keine Zeit mehr. So richtig zufrieden bin ich nicht. Ich habe mir den Wasserfall doch schöner vorgestellt. Der Erawan Waterfall im Osten Thailands hat mir besser gefallen. Aber vielleicht hätte ich einfach nur mehr Zeit mitbringen müssen, um mich weiter umzusehen.

Unser Tuk-Tuk fährt uns wieder zurück nach Luang Prabang. Im Ort angekommen, steigen wir an der Sisavangvong Road aus. Ich buche den Fahrer für eine weitere Tour morgen, dann laufen wir die Straße entlang bis zu dem Restaurant von gestern Abend. Wir setzen uns.


Zwei Mädels setzen sich neben uns. Wir kennen sie von gestern, vom Fotoshoouting auf dem Mount Phousi. Wir hatten uns gemeinsam über die falsche Stelle des Sonnenuntergangs lustig gemacht!
Das eine Mädel ist eine US-Amerikanerin mit thailändischen Wurzeln, das andere Mädel kommt aus China. Beide so um die Dreißig. Wir unterhalten uns und haben eine Menge Spaß. Die Schilderung unserer Busfahrt von Vientiane nach Luang Prabang sorgt für besondere Belustigung. Sie haben diese Tour selbstverständlich nicht unternommen, werden es auch nicht tun. Aber auch als meine Freundin von ihrem Abenteuer mit der Immigration von Hong Kong erzählt, als sie damals fast vor meinen Augen abgeführt wurde, hat sie die Lacher auf ihrer Seite!
Die beiden Mädels verabschieden sich. Sie werden Laos morgen verlassen. Wir bleiben noch ein wenig. Kurz vor zehn ist dann auch für uns Feierabend. Wir machen uns auf den Heimweg und betreten nach knapp zehn Minuten Fußmarsch unser Zimmer.



Mittwoch, der 12. Oktober. 45 Minuten früher als gestern wagen wir uns aus unserer Unterkunft. Ich bringe schnell eine Tüte Dreckswäsche zwei Häuser weiter zu einer Laundry, dann sind wir abfahrbereit. Unser Tuk-Tuk von gestern wartet bereits gegenüber unserer Herberge auf uns. Wir steigen ein und fahren los. Gestern ging es in die südliche Richtung, heute führt uns die Fahrt nach Osten. Wir möchten dem Tad Sae Waterfall einen Besuch abstatten. Ich erwarte mir viel von ihm, irgendwo im Netz wurde er gar als Naturwunder bezeichnet. Ich bin gespannt, und habe bereits die Bilder im Hinterkopf, die ich heute Abend mein eigen nennen will!
Der Tad Sae ist kleiner als der Kuang Si, setzt aber landschaftlich noch einen drauf. Man soll ihn allerdings nur in oder kurz nach der Regenzeit besuchen, da er ansonsten zu wenig Wasser führt. Mitte Oktober ist also ideal für eine Besichtigung!


Wir erreichen ein Örtchen im Dschungel. Unser Fahrer parkt sein Gefährt am Rande der Lehmpiste, und wir marschieren zu Fuß zu einem Fluss am Rande des Dorfes. Hier setzen wir uns in ein kleines, wackliges Boot, tuckern ein wenig den Wasserlauf hoch, und werden dann am anderen Ufer abgesetzt.


Vielleicht einhundert Meter vom Flussufer entfernt ist der Wasserfall zu finden. Als wir ihn erblicken, sind wir sofort begeistert. Einfach nur wunderschön!
Leider sind wieder einige Leute im Wasser und haben ihren Spaß. Das macht aber nichts, heute haben wir mehr Zeit mitgebracht als gestern. Wir setzen uns in ein nach drei Seiten offenes Restaurant mit direktem Blick auf den Wasserfall.
Die Speisenkarte des Ladens ist ausländerfreundlich mit Bildern bestückt. Ich sehe ein Spiegelei. Als die Bedienung kommt, bestellen wir zunächst ein paar Speisen und Getränke. Dann deute ich noch auf das Bild mit dem Ei, und zeige zwei Finger. Zwei Spiegeleier, das ist genau das Richtige für mich. Ich verlasse das Restaurant erst einmal und versuche mich an dem ersten Foto.


Klasse, das wollte ich haben! So, und nicht anders. Ich gehe zurück zu unserem Tisch. Meine Spiegeleier sind inzwischen gekommen. Leider nicht zwei Eier auf einem Teller, sondern zwei Teller mit je drei Eiern! Eieiei, da gab es wohl ein kleines Kommunikationsproblem!

So langsam leert sich das Gewässer. Meine Zeit ist gekommen. Ich klemme Stativ mit Kamera unter den Arm und lege los.


Gegen 16:30 Uhr verlassen wir den Tad Sae wieder. Der Himmel hat sich zugezogen, die Sonne ist kaum noch zu sehen. Es lohnt sich nicht mehr. Schade, eine dreiviertel Stunde hätte ich mich hier noch gerne  rumgetrieben. Aber da kann man nichts machen. Ein Boot bringt uns wieder zurück zum Dorf am Flussufer. Wir setzen uns in unser Tuk-Tuk und fahren zurück nach Luang Prabang.


In Luang Prabang angekommen, will uns unser Fahrer eine weitere Tour für morgen schmackhaft machen. Ich winke aber ab. Morgen bleiben wir im Ort. Ich drücke ihm erneut 170.000 KIP in die Hand, dann verabschieden wir uns von ihm. Unsere Beine führen uns aus Gewohnheit wieder zu dem Restaurant von gestern. Oder vorgestern. Ich nehme mir vor, morgen etwas mehr Abwechslung in unser Nachtleben zu bringen.



Ich stehe auf unserem Balkon und gönne mir eine Portion Frischluft. Durch ein anderes Zimmer betreten zwei Angestellte des Hotels den Balkon. Einer von ihnen stellt sich auf einen Stuhl und möchte eine Laterne am Balkondach befestigen. Er beugt sich bedenklich weit nach vorne, eine haarige Angelegenheit. Ich sehe ihn schon zwei Stockwerke runter fallen. Sein Kollege hält ihn nur locker am Hemd fest. Ich gebe ihm den Tipp, ihn an seinem Gürtel festzuhalten. Das sollte recht sicher sein. Er lächelt nur.
"Loy Krathong", sagt der Artist zu mir. Loy Krathon ist in Thailand erst nächsten Monat, erwidere ich. Aber nein, hier in Laos ist das Fest bereits in ein paar Tagen. Laos ist das erste Land, das Loy Krathong feiert. Ich bin überrascht. Ich dachte bisher immer, der Feiertag wäre überall zur gleichen Zeit.

Wir verlassen unsere Unterkunft und gehen die Siphutthabath Road hoch. An der Sisavangvong Road angekommen, biegen wir nicht in sie ein und besuchen zu früher Stund unser Stammlokal, sondern marschieren weiter in südöstlicher Richtung. Wir erreichen den durch Luang Prabang fliessenden Nam Khan River.


Wir ziehen weiter. Es ist ganz interessant, auch mal den Teil der Stadt zu sehen, der auf der anderen Seite des Mount Phousis gelegen ist.


Wir suchen die Utopia Bar. Ich habe mehrfach gelesen, dass sie zu den Must-To-Do-Zielen von Luang Prabang gehört. Nach zwei Anläufen haben wir es geschafft, wir stehen vor dem Lokal. Der Zugang führt durch ein paar kleine Gassen, daher ist er nicht so leicht zu finden.
"Zen By Day, Groovy By Night", ist das Motto des Utopias. Wir kommen zur Zen-Zeit an. Entsprechend haben sie auf ihrer Terrasse über dem Nam Khan River Matratzen ausgelegt, auf denen ein paar Traveller meditierend herumlungern. Als Alternative gibt es einige wenige normale Tische mit Stühlen. Wir entscheiden uns für diese Variante.


So ganz begeistert bin ich von diesem Lokal nicht. Abends mit Livemusik mag es hier ganz lustig sein, aber tagsüber ist es mir zu langweilig. Ich hocke lieber an irgendeinem Straßenrand auf einem Stuhl und beobachte Land und Leute, als hier zu sitzen und die Zeit verstreichen zu lassen. Auch meine Freundin hat Vorbehalte. Diese sind aber wohl hauptsächlich darin begründet, dass sie hungrig ist, und sie hier nicht ihr genehmes Essen bekommt. Einzig Emma ist gut drauf: Seine Stimmung ist top!


Nach nur einer Stunde verlassen wir die Bar wieder. Wir setzen unsere Umrundung des Mount Phousi fort.

Ich muss Geld tauschen und sehe mich daher nach Wechselstuben um. Es mangelt nicht an ihnen, aber der Kurs ist jeweils enttäuschend. Am Flughafen in Vientiane habe ich 8900 KIP für einen Euro bekommen. Hier geht der Kurs runter bis 8300! Dann bekomme ich allerdings große Augen: Kurz bevor ich die Suche aufgeben will, und bereit bin in den sauren Apfel zu beißen, finde ich einen Laden mit einem Kurs von 9000 KIP! Sofort stelle ich mich an den Schalter und tausche 250 Euro. Der Devisenhändler macht mir einen Batzen Geldscheine fertig, bedauert, dass er mir anstatt 100.000er-Scheine nur 50.000er-Scheine als größte Noten anbieten kann, und händigt mir das Bündel Papier mit der Aussage "1.800.000 KIP" aus. Ich bedanke mich zunächst, werde dann aber stutzig! 250 x 9000 sind 2.250.000 KIP. Diese Rechnung kann ich gerade noch so ohne Taschenrechner bewältigen. Ich mache den Herrn darauf aufmerksam. Er guckt erstaunt, kontrolliert den Zahlungseingang und  überreicht mir mit einem "Sorry" weitere 450.000 KIP. - Ein einfacher Umrechnungskurs hat durchaus seine Vorteile!

Wir sind inzwischen auf der Zielgeraden unserer Mount Phousi - Umrundung und schlendern die Sisavangvong Road entlang. Mein Mädel findet ein Restaurant etwas abseits der Straße, das passende Speisen verspricht. Wir setzen uns vor das Lokal. Während mein Mädel fleißig bestellt, studiere ich die Getränkekarte. Die Preisgestaltung der Biere vereinfacht die Entscheidung und ist daher mehr als kundenfreundlich.


Ein kleines Beer Lao 9.000 KIP, ein großes Beer Lao 10.000 KIP. Mit dem Wissen einer frisch gefüllten Geldbörse spendiere ich Emma und mir heute mal ein großes Bierchen.
Das Essen hier ist nicht so der Hit. Zumindest ist es nicht nach dem Geschmack meiner Freundin. Emma und ich können dagegen nicht klagen: Das Bier ist ok!
Wir verlassen den Laden und sind wieder auf der Sisavangvong Road unterwegs. An dem Restaurant von gestern und vorgestern und vorvorgestern und vorvorvorgestern machen wir auch heute Abend halt und setzen uns. Never change a winning team!

Um 20:35 Uhr schaue ich auf die Uhr. "Spät", denke ich mir. Dann wird mir die Ungeheuerlichkeit dieses Gedanken bewusst: In Bangkok würde es um diese Zeit erst losgehen! Alles ist relativ.


Um halb zehn verabschieden wir uns von unserem Stammlokal. Ein letztes Mal, denn ich glaube kaum, dass ich noch öfters noch Luang Prabang kommen werde. Wir gehen zurück in unsere Unterkunft und schließen uns in unserem Zimmer ein.

Wie üblich wird als erstes der Fernseher eingeschaltet. Die Meldung, die uns sofort erreicht, ist betrüblich: König Bhumibol ist heute verstorben. Die thailändischen Sender strahlen alle nur noch schwere Musik und alte Bilder aus dem Leben des Monarchen aus. - Während ein paar Rauch- und Hustenpausen auf dem Zimmerbalkon frage ich mich, wie es wohl gerade in Thailand aussieht. Übermorgen geht es für uns wieder zurück in das von nun an nicht mehr Land des Lächelns. Was wird uns dort erwarten? Und wie wird es mit Thailand die nächsten Jahre weitergehen?

Das gnadenlose piepsen meiner Uhr reißt mich aus meinem wohlverdienten Schlaf. 5:30 Uhr, Hölle. Und das jetzt schon zum zweiten Male! Diese Tour ist für mich wahrlich kein Zuckerschlecken. Aber das wusste ich ja schon vor Antritt des Ausflugs nach Laos und hatte deswegen einige Bedenken.
Ich öffne den Kühlschrank, greife nach einer kalten Dose Coke, und verschwinde auf den Balkon.

Auf der Straße unter mir sind schon einige Leute aktiv. Sie breiten Decken aus und knien sich hin. Selbst ein paar alternativ angehauchte Touris sind unter ihnen und hocken auf einer Decke. Eine Verkäuferin versucht Essensportionen an den Mann oder die Frau zu bringen. Dann kommt die erste Gruppe Mönche des Weges daher.  - Wenn ich solche Bilder zu sehen bekomme, weiß ich, dass etwas für mich schief läuft.


Um kurz vor sieben verlassen wir unsere Unterkunft. Die Tage zuvor haben wir immer auf das Frühstück verzichtet, auch wenn es im Übernachtungspreis inbegriffen ist. Zu früh für uns. Heute würden wir gerne einen Happen zu uns nehmen. Wie hier üblich haben wir uns schon die Nacht zuvor für ein bestimmtes Gedeck entschieden. Aber heute sind wir zu früh dran! Die Essenszeit beginnt erst um 7:30 Uhr. Man ist aber so freundlich, und stellt uns eine Kleinigkeit hin.

Um 7:20 Uhr holt uns ein großes Tuk-Tuk ab. Der Fahrer macht eine kleine Tour durch die Stadt und holt weitere Gäste ab. Dann fährt er zum außerhalb von Luang Prabang gelegenen Pier. Wir besteigen ein Boot und harren der Dinge.
Neben uns liegt ein deutlich moderneres Schiff vor Anker. Ein große Gruppe Thais geht dort an Bord. Man schmeißt die Karaokeanlage an, dann sind die ersten Gesänge zu hören. Um diese Uhrzeit! Auch meine Freundin, selbst Thailänderin, wundert sich. Aber nicht über die frühen Gesangesübungen, sondern über die Boote. Die Thais nehmen ein hübsches großes Boot, während wir Farangs uns mit diesem alten Kahn zufrieden geben.

Um 8:45 legt unser Schiff ab. Schnell gewinnt es an Fahrt und wir beobachten Land und Leute am und im Wasser.


Die Fahrt hier auf dem Mekong scheint nicht immer glatt zu gehen. Ein Boot in misslicher Lage sorgt für Aufmerksamkeit unter uns Reisenden.


Es ficht uns aber nicht weiter an und wir lassen weiter Gegend an uns vorbeiziehen.














Die Sonne geht unter. Langsam nähern wir uns unserem heutigen Etappenziel.


Gegen 18:45 Uhr erreichen wir Pakbeng. Kurz nach dem Aussteigen werden wir von Jugendlichen und Kindern bedrängt. Man will uns Unterkünfte schmackhaft machen. Kurz entschlossen entscheiden uns für eine Übernachtungsmöglichkeit. Mit dem Großteil unserer Gruppe besteigen wir die Ladefläche eine Pickups und werden zu einer Herberge ein wenig abseits des Dorfes gebracht. Dort angekommen, frage ich nach AC. Wir werden von unserer Gruppe getrennt und müssen ein paar Meter weitergehen. Dann haben auch wir drei ein Zimmer im BKC Villa and Restaurant gefunden. Mit 150.000 KIP, was etwa 650 Baht entspricht, ist es auch recht reisebudgetfreundlich.

Wir gehen zum Restaurant der BKCs. Man merkt, dass Nebensaison ist: Wir sind die einzigen Gäste. Ich bestelle etwas von der üppigen Speisenkarte. Minuten später kommt die Bedienung zurück und teilt mir mit, dass meinem Wunsche nicht entsprochen werden kann. Auch weitere Mahlzeiten meiner Wahl sind nicht vorrätig. Schlussendlich entscheide ich mich für ein Chickensteak. Etwa 20 Minuten später steht das Gericht vor mir. Es ist normales Thai- bzw. Laos-Food. Reis mit gebratenen Stückchen Hühnerfleisch, Soße und Grünzeugs. Das hat nichts mit einem Chickensteak zu tun. Ich mache die Bedienung auf den Fehler aufmerksam. Er lacht und erzählt etwas von Chickensteak "Laos-Style". Ich lache zurück. Es ist egal, Hauptsache etwas Warmes im Magen.

Nach dem Dinner spazieren wir hinunter in das Dorf. Es besteht praktisch nur aus zwei bis drei Läden, ein paar Restaurants, und Unterkünften. Alles ist auf Kurzzeitgäste ausgerichtet. Hier wird wohl kaum einmal jemand länger als eine Nacht bleiben. Jeder ist nur auf der Durchreise von oder nach Luang Prabang.


Wir nehmen in einem indischen Restaurant Platz und entspannen uns. Wie schon den ganzen Tag. Als ich aber um kurz vor neun ein zweites Bierchen bestellen möchte, winkt der Chef ab. Der Laden schließt um 21:00 Uhr. Ich frage nach, da auf der Karte zu lesen ist, dass erst eine Stunde später Feierabend ist. "No Customer!", ist seine Antwort. Sind wir keine Kunden?
Wir gehen wieder zurück zu unserem Hotel. Während meine Begleiter schnell ins Bett schlüpfen, halte ich mich noch einige Zeit auf dem Balkon vor unserem Zimmer auf. Ich versuche mich an einem Foto bei stockfinsterer Nacht. Es ist gar nicht so leicht. Und das Ergebnis bringt die Stimmung auch nicht rüber, da es fast aussieht wie eine Aufnahme am Tage.


Unter mir, vielleicht hundert Meter entfernt, gibt es eine Art Dorfdisko. Hier dröhnt die ganze Zeit Musik. Das wäre noch ein Ziel gewesen, aber ich hatte keine Lust. Gegen 23 Uhr wird es auch dort leise. Kurz vor Mitternacht lege ich mich dann ebenfalls zur Ruhe.


Kurz vor acht verlassen wir unser Zimmer. Meine Freundin holt noch schnell die bereits gestern bestellten Frühstückspäckchen ab, dann machen wir uns auf den kurzen Weg hinunter zum Pier.


Um 8:25 Uhr legt unser angenehm leeres Boot ab. Wir sind 14 Touris auf dem Schiff, die Gruppe von gestern. Heute sind aber, im Gegensatz zu gestern, kaum Einheimische mit an Bord. Und da der Kahn zudem größer ist als der vom Vortag, haben wir Platz bis zum Abwinken. Es zahlt sich aus, dass wir die Tour von Süd nach Nord machen, und dass Nebensaison ist. In der Regel fahren die Traveller von Nord nach Süd. Warum auch immer.


Ich erwarte einen spannenden Tag! Wenn alles gut geht, möchte ich die nächste Nacht in Chiang Rai verbringen. Es ist aber alles andere als sicher, ob dieses Ziel noch heute erreicht werden kann. Ich gebe uns eine Chance von vielleicht 30%. Aber einen Versuch ist es wert! Klappt es, könnte ich morgen ausschlafen, und wir hätten einen entspannten Tag vor uns. Klappt es nicht, müssten wir in Chiang Khong übernachten. Ein weiteres Mal recht früh aufstehen wäre dann angesagt, und wir hätten nur den Nachmittag Zeit in Chiang Rai. Denn übermorgen geht unser Flug von dort zurück nach Bangkok. - Der Knackpunkt wird der thailändische Grenzort Chiang Khong bzw. die thailändische Seite der Grenze sein. Wir brauchen irgendein Fahrzeug, das uns zu dieser recht späten Stunde noch nach Chiang Rai bringt. Der letzte reguläre Bus wird dann schon lange abgefahren sein.

Nach einer Viertelstunde kommt unser Schiff plötzlich zum Stehen. Maschinenschaden, wie es aussieht. Ok, kein Problem, solche Schwierigkeiten sollen in Laos normal sein. Mit Hammer, Zange und Schraubenzieher werden solche Komplikationen in der Regel schnell beseitigt. Während der Busfahrt nach Luang Prabang hatten wir ja bereits einen Vorgeschmack davon erlebt.
Der Bootsführer und sein Assistent sind schwer am Werkeln, dann geht es auch schon weiter. Aber nur zehn Minuten. Wir erfahren, dass die Kühlung des Motors defekt ist. Wieder wird gebastelt. Mir kommen langsam Zweifel, aber auch dieses Mal haben die Helden Erfolg: Der Kahn setzt sich wieder in Bewegung. Aber nur fünf Minuten. Nun befürchte ich gar, dass es wieder zurückgehen wird. Zurück nach Pakbeng. Ich mache mir ernste Sorgen, mein Planungskartenhaus könnte zusammenbrechen. Aber ich habe die heilenden Hände der Bootsmänner vergessen: Der Motor startet wieder, wir schippern weiter. Mit einem unguten Gefühl fahren wir den Mekong hoch. Noch ein Problem, dann war es das wohl. Zumindest mit Chiang Rai. Je später wir am Zielort Houay Xai ankommen, umso geringer ist die Chance, Chiang Rai noch zu erreichen.


Je näher wir Thailand kommen, desto schlechter wird das Wetter. Aber irgendwie war das ja zu erwarten. In Thailand schlechtes Wetter, in Laos gutes Wetter. Damit habe ich bereits in Deutschland, vor meinem Abflug nach Bangkok, gerechnet. Aber dass meine Vorahnung so punktgenau zutreffen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.


Gegen 18 Uhr, etwa 45 Minuten später als erhofft, erreichen wir Houay Xai.


Plötzlich werde ich mit Fragen bombardiert. Keine Ahnung, warum die Mitreisenden meinen, ich wäre der große Kenner, aber ihnen kann geholfen werden: "Nein, die Fähre kann man als Touri zum Grenzübergang nicht mehr benutzen, die ist nur noch für Einheimische!", "Der Grenzübergang ist die neue Friendship-Bridge.", "Einmal am Tag geht ein Bus von Houay Xai direkt nach Chiang Rai.", "In Chiang Khong fährt bis Nachmittags jede Stunde ein Bus nach Chiang Rai!", "Die Bushaltestelle in Chiang Khong werden die Tuk-Tuk-Fahrer kennen!", "Man kann mit Tuk-Tuks zum Grenzübergang fahren!", "Tuk-Tuks zum Grenzübergang werden am Pier auf uns warten.", "Der Grenzübergang schließt jetzt erst um 22:00 Uhr, nicht schon um 18:00 Uhr wie früher!", "Die Hauptsehenswürdigkeit Chiang Rais ist Wat Rong Khun.", "Ich versuche heute noch bis nach Chiang Rai durchzukommen!", und, und, und.

Wieder festen Boden unter den Füßen, möchte jemand wissen, wohin wir wollen. "To the border!", ist meine Antwort. Meine Freundin, Emma und ich werden zu ein am Straßenrand stehenden Tuk-Tuk gebracht. Plötzlich erscheinen weitere Mitglieder unserer Reisegruppe. Ursprünglich wollten wohl fast alle die Nacht in Houay Xai verbringen. Nun sitzt der größte Teil meiner Gruppe in zwei Fahrzeugen und fährt zur Grenze.


Der Grenzübertritt gestaltet sich recht flott und problemlos. Gleich hinter dem thailändischen Grenzgebäude wartet ein Shuttlefahrzeug darauf, Gäste nach Chiang Khong zu bringen. Die Mehrzahl meiner Restgruppe hat das Fahrzeug bereits bestiegen. Links steht ein Van. Meine Freundin unterhält sich mit dem Fahrer. Für 2400 Baht würde er uns nach Chiang Rai befördern. Ich überlege, 2400 Bärte sind eine Menge Holz! Die Aussicht auf eine entspannte Nacht in Chiang Rai gibt dann den Ausschlag: Ich sage zu, wir mieten den Wagen. Einer unserer Mitreisenden spricht mich nun an, ob ich tatsächlich nach Chiang Rai fahre, und was der Spaß kostet. 2400 Baht geteilt durch die Anzahl der Passagiere, meine Antwort. Er berät sich kurz mit den Leuten im Shuttlebus, dann ist dieser leer und der Van voll. 340 Baht pro Person, das ist ein guter Preis. Wir fahren los. Der Kollege, der mich gefragt hat, bedankt sich bei mir. Ohne mich hätten er und seine zwei Freunde die Nacht in Chiang Khong verbracht, und das wäre mit Stress am nächsten Tag verbunden gewesen, da sie noch weiter wollen.

Mein Mädel ist wie üblich mit dem Fahrer in einem Gespräch vertieft. Dann klärt sie alle über die aktuelle Lage in Thailand auf: Es herrscht Staatstrauer im Land. Es wird kein Alkohol verkauft oder ausgeschenkt, es gibt in der Öffentlichkeit keine Musik. Konzerte oder Tanzvorführungen sind alle abgesagt. Thailand ist ruhig geworden.

Nach gut 1 1/2 Stunden Fahrt erreichen wir Chiang Rai. Ich reiße meine Arme hoch: Es hat geklappt! In einem Rutsch von Pakbeng nach Chiang Rai!