Hanoi ist die Hauptstadt Vietnams und mit rund 3.5 Millionen Einwohner nach Saigon die zweitgrößte Stadt des Landes. Die gesamte Provinz Hanoi hat etwa 8 Millionen Einwohner. Den besonderen Reiz der Metropole macht die Altstadt rund um den Hoan-Kiem-See aus. Hier kann man gemütlich flanieren, den chaotischen Moped-Verkehr beobachten, oder abends auf Plastikstühlen ein paar Bia Hoi genießen, das vielleicht billigste frischgezapfte Bier der Welt. Dabei ist auch hier der Wandel der Zeit nicht aufzuhalten. Immer mehr moderne Shops oder Lokale werden eröffnet und verdrängen die alteingesessenen Handwerksbetriebe und Suppenküchen. Auch Hund am Spies wird man mittlerweile nicht mehr finden. Trotzdem hat Hanoi, im Gegensatz zu Saigon, immer noch etwas Provinzielles. Zumindest in der Altstadt.
Sonntag, der 19. Mai 2019. Wir erreichen den Suvarnabhumi Airport in Bangkok und haben noch gut Zeit. Gemütlich geben wir unser Gepäck auf und passieren die Kontrollen. Am Abfluggate setzen wir uns und warten. Dann kommt unser Viet Jet Air - Flieger an.
Wir gehen hinunter zum Warteraum des Gates.
Um 14:10 Uhr, mit nur zehn Minuten Verspätung, hebt das Flugzeug ab. Um während des Fluges ein wenig beschäftigt zu sein, hatte ich bereits bei der Buchung Mahlzeiten bestellt. Sie werden kurz nach dem Start ausgegeben. Mein Lunch sieht zwar etwas lieblos aus, man kann es aber gut essen.
Nach 90 Minuten Flugzeit landet unser Flieger in Hanoi. Wir stellen uns vor die Immigration und sind schnell dran. Der Unterschied zu einer Einreise in Thailand ist frappierend! In Vietnam wird der Pass gescannt und gestempelt, das war es. In Thailand muss man eine Arrival und Depature Card ausfüllen. Auf der Arrival Card darf die erste Adresse in Thailand nicht fehlen. Dann wird der Pass gescannt. Anschließend, wieso eigentlich, auch noch ein Foto von einem gemacht. Zu guter Letzt werden noch die Fingerabdrücke aller zehn Finger genommen. Das mutet alles fast schon paranoid an!
Ich tausche am Flughafen noch schnell einen Satz Landeswährung und bin plötzlich Multimillionär. Bei einem Kurs von 1 Euro = 25.000 Dong ist dies aber auch keine Kunst!
Ein Taxi bringt uns zu unserer Unterkunft, dem Hanoi View 2 - Hotel. Es befindet sich nicht weit entfernt von der Altstadt. Hier haben wir auch bei unserem letzten Aufenthalt in der Stadt gewohnt, und es war soweit ganz gut. Dabei kann es neben dem guten Zustand auch mit Balkonen direkt über einer vielbeschäftigten Marktstraße punkten.
Es hält uns nicht lange in unserem Zimmer. Schnell sind wir wieder draußen und lassen uns zum Nordufer des Hoan Kiem Lake fahren. In einem Thai-Restaurant, welches sich im selben Gebäude wie der bekannte Legend Beer Pub befindet, nehmen wir unser Dinner ein. Anschließend durchstreifen wir gut gesättigt die Altstadt.
Wir biegen in die Ma May Road ein. Kurz darauf finden wir eine uns genehme Bia Hoi Schankstelle. Wir suchen uns zwei freie Plastikstühle und setzen uns. Dann genieße ich die mit 7000 Dong spottbilligen, frisch gezapften Bierchen. Eine Band, die schräg gegenüber auf einer kleinen Kreuzung zur Belustigung der Touris und Einheimischen aufspielt, rundet den gelungenen Abend ab.
Gegen 23:30 Uhr, in Hanoi werden recht früh die Bürgersteige hochgeklappt, verlassen wir den gastlichen Ort. Wir steigen in ein Taxi. Gleich der erste Fahrer erklärt sich bereit, sein Taximeter einzuschalten. Praktisch! Wir fahren zurück zum Hanoi View 2.
Am Ende der Fahrt nennt uns der Fahrer den Fahrpreis: 280.000 Dong! Ups, was geht hier ab? Ich schaue ich auf das Taximeter: Es zeigt 280 an. Ich nehme an, es heißt 28.000 Dong, soviel wie in etwa die Hinfahrt. Aber nein, er will 280.000. Wir diskutieren, ich werde lauter. Dann werfe ich wutentbrannt einen 500.000 Dong Schein nach vorne. Was soll ich machen? Doch ich überlege es mir: "No, call the Police!", fordere ich ihn auf. Nun rudert er zurück. Er entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch und meint, der Fahrpreis beträgt 28.000 Dong. Da habe ich ihn wohl falsch verstanden. Ok, kein Problem. Ich gebe ihn 30.000 Dong, der Rest Trinkgeld. Dann entschuldige ich mich noch für meine etwas lauten Worte. Alles ok, kein Problem. Wir steigen aus und gehen in unser Hotel. Auf den vielleicht 100 Meter langen Weg, das Taxi hat nicht direkt vor dem Eingang gehalten, kommen mir Bedenken. Da war doch noch etwas? Ja, der 500.000 Dong Schein! Den ich nach vorne geworfen habe. Ihn bekam ich nicht zurück. So ein Scheiß!!!
Im Zimmer denke ich über das Geschehnis nach. War es nun ein großes Missverständnis, oder doch Beschiss? Taxi Scam ist mir bei meinen letzten Aufenthalten in Vietnam nicht passiert. Aber egal ob Missverständnis oder Beschiss, der Fahrer kann sich morgen einen freien Tag nehmen. Das hat sich für ihn gelohnt!
Mittags verlassen wir unsere Unterkunft. Wir lassen uns wieder zum nördlichen Ufer der Hoan Kiem Lakes fahren. Ich habe ein wenig Hunger, daher statten wir dem KFC im Gebäude gegenüber des Legend Beers einen Besuch ab. Ich ordere einen Chicken-Burger und verspeise ihn genüsslich. Anschließend durchstreifen wir ein wenig die Altstadt.
Wir biegen in die Ta Hien ein. Diese kleine Gasse ist sozusagen die noblere Variante der Ma May. Obwohl, das kann man inzwischen kaum noch sagen. Seit unserem letzten Aufenthalt in Hanoi vor drei Jahren hat sich in der Ma May einiges getan. Es sind dort eine Menge neuer Geschäfte und Bars hinzugekommen.
Wir setzen uns vor ein Lokal und ruhen uns aus. Dann bestellen wir unser Dinner. Ich entscheide mich für Pho Ga, eine Nudelsuppe mit Chicken. Diese Speise, wahlweise auch mit Pork oder Beef angerichtet, ist die traditionelle Suppe Vietnams, die zumeist zum Frühstück gegessen wird.
Ich muss sagen, die Suppe schmeckt. Wie bei Muttern! Wenn der Koch anstatt der Reisnudeln normale Nudel nehmen würde, könnte man fast denken, man hätte eine deutsche Speise vor sich stehen.
Nach der Mahlzeit bleiben wir noch ein wenig sitzen und beobachten das Treiben an und auf dieser geschäftigen Tourimeile.
Kurz nach Sonnenuntergang verlassen wir die Ta Hien. Wir wechseln hinüber zur recht nahen Ma May und steuern die Bia Hoi - Ausschankstation von gestern an. An dem Platz, an dem wir gestern saßen, ist aber aktuell kein Stuhl frei. Daher weichen wir in die Seitengasse direkt daneben aus. Der Betreiber an dieser Stelle ist derselbe wie an dem Platz gestern, daher sind uns die Gesichter bekannt.
Das Mädel am Wok tut mir leid. Sie ist die meiste Zeit schwer am Rödeln! Dabei ist es heute noch nicht einmal voll. Sie weiß am Ende des Tages, was sie geleistet hat. In dieser Hektik kommt die Hygiene aber etwas kurz. Selbst nach einer Müllentleerung wäscht man sich nicht die Hände. Es wird gleich weiter gebrutzelt und bedient.
Uns gegenüber wird das Bia Hoi gezapft. Der Zustand der Fässer des köstlichen Nasses entspricht dem günstigen Preis des Saftes.
Wir verabschieden uns recht früh. Ein Taxi fährt uns mit Taximeter zum Hanoi View 2. Vor der Fahrt habe ich extra noch den Meterstand kontrolliert, er zeigte 5.5 an, also 5500 Dong. Alles ok. Als es dann an das Zahlen geht, ruft der Fahrer 420.000 Dong auf! Ich falle aus allen Wolken! Der vermeintliche Punkt an der Preisanzeige des Taximeters ist wohl eher ein Fliegenschiss. Oder dient ganz ordinär der Täuschung. Es wird wieder laut. Aber ich habe keinen Bock mehr. Bin müde, und habe ein kleines Bierchen zu viel getrunken. Ich zahle die etwa 17 Euro, mehr als das Zehnfache des normalen Preises.
An der Rezeption unserer Unterkunft angekommen, frage ich den Herrn hinter dem Tresen, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, dass es zu so einen hohen Preis kommt. Nachtzuschlag, oder was auch immer. Er verneint! Also war das heute, wie auch die Sache gestern, übelster Betrug! Hier purzeln meine persönlichen Nepp-Rekorde.
In unserem Zimmer google ich nach den Erfahrungen anderer Reisender in Hanoi. Das Netz läuft über mit Klagen über die Meterpreise in der Stadt. Andere Leute wurden so sehr über den Tisch gezogen, dass ich im Vergleich noch ein Waisenkind bin. Erfahrene Expats behaupten, dass in Hanoi die Hälfte alle Taximeter manipuliert sind, insbesondere nachts So mancher schreibt, dass er wegen diesem Betrug nie mehr nach Vietnam fahren will. - Ich habe meine Lektion gelernt: In Bangkok nie ohne, in Vietnam nie mit Meter fahren!
Neuer Tag, neues Glück. Wir treten ins Freie und gehen zur Le Duan Road. An dieser Hauptstraße angekommen, marschieren wir sie in südliche Richtung entlang.
Meine Freundin und ich gehen am Hauptbahnhof von Hanoi vorbei. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, erblicke ich einen IQOS-Laden. Ich bin überrascht, dass es so einen Shop in Vietnam gibt. Gerne würde ich hinübergehen, und ein IQOS-Dampfgerät samt Heets erstehen. Aber in einer Woche geht es wieder zurück nach Thailand, und dort ist Dampfen in jedweder Form verboten. Daher möchte ich nicht mit zu viel Gerät einreisen.
Kurz nach zwei erreichen wir unseren Zielpunkt. Die Stelle, an der die Bahnstrecke beginnt, direkt neben der Le Duan entlang zu führen. Dies ist eine der zwei Train Streets in Hanoi. Die andere Strecke ist nördlich des Hauptbahnhofs zu finden. Sie soll etwas mehr touristisch sein, daher habe ich mich gegen sie entschieden.
Wir sind früh dran und setzen uns an ein kleines Cafe zwischen Bahngleise und La Duan. Ich ordern Getränke und werfe einen ersten Blick auf die Bahnstrecke.
Plötzlich bimmelt es an einer Bahnschranke! Ups, das ist eine gute Stunde zu früh! Ich springe auf, mache mein Fotozeugs fertig und positioniere mich an der Wand eines Hauses direkt neben der Strecke. Dann kommt die Bahn angefahren.
Mein Standort ist etwas suboptimal! Hätte ich einen fetten Bauch, so eine richtige Pocke, würde es sehr eng werden. Der Zug fährt mit etwa 30 Stundenkilometern direkt vor mir vorbei. Ich drücke mich an die Wand. Mein Mädel steht am Bahnübergang und dreht ein Video vom Zug. Ich schreie zu ihr rüber, sie möchte doch bitte ein Foto von mir machen. Wie ich so an der Wand klebe. Das wäre sicherlich ein klasse Bild. Aber wegen der lauten Zuggeräusche hört sie mich nicht. Sehr schade!
Nachdem der stählerne Koloss an uns vorbeigefahren ist, setzen wir uns wieder. Um 15:30 Uhr soll ein Zug in Gegenrichtung kommen. Den will ich abwarten.
Gegen 15 Uhr 15 stehe ich auf und gehe auf den Schienen in die Mitte der Train Street. Vor wenigen Jahren war dieser Ort noch ein Geheimtipp, aber das hat sich mittlerweile geändert. Zig Touris warten auf einen Zug. Ihre Zeit vertreiben sie sich an kleinen Cafes, die inzwischen direkt an der Gleise eröffnet wurden.
Mit ein wenig Verspätung kommt der zweite Zug angerauscht.
Die Stelle, an der ich bei der Durchfahrt stehe, ist gemütlicher als mein erster Standpunkt. Es ist nicht ganz so eng. Zudem passen die Inhaber der Cafes auf, dass niemand zu nahe an der Strecke steht.
Ich gehe wieder zurück zu unserem Cafe, wo meine Freundin gewartet hat. Wir trinken aus, dann schlendern wir zum Haupteingang des Bahnhofs von Hanoi. Dort angekommen, frage ich einen Taxifahrer nach dem Fahrpreis zu einem Ort westlich des Hoan Kiem Lakes. Der Taximeter-Preis sollte meiner Einschätzung nach etwa 30.000 Dong betragen. Der Herr ruft 100.000 Dong auf! - Als wir vor Jahren erstmals zusammen in Vietnam waren, damals Saigon, hatte ich mich zuvor über die Taxigepflogenheiten im Lande informiert. Damals hatte ich gelesen, dass es nur drei, vier Taxigesellschaften gibt, denen man vertrauen kann. Eine von ihnen war Mai Linh. Vor mir steht nun ein Mai Linh Taxi, und der Fahrer ruft mindestens den dreifachen Preis auf! Dies zum Thema "vertrauenswürdige Taxigesellschaften in Vietnam". - Ich biete 50.000 Dong, der Kutscher winkt ab. Für diesen Preis, meint er trocken, solle ich ein Motobike-Taxi nehmen!
Wir ziehen weiter und winken ein fahrendes Taxi am Straßenrand herbei. Auch der Fahrer dieses Gefährts möchte 100.000 Dong sehen. Ich gebe auf. Wir setzen uns in das Fahrzeug und fahren davon. Zu Fuß gehen ist keine Alternative.
An der Ngo Huyen Road Street steigen wir aus. Wir laufen zu einem Reisebüro, wo ich einen Ausflug nach Tam Coc in drei Tagen buchen möchte. Den Laden hatte ich mir bereits in Deutschland rausgesucht, es hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Leider ist das Büro geschlossen. Man verweist uns an das Anna's Booking Office schräg gegenüber. Wir treten ein. Zwei nette Mädels begrüßen uns. Da wir keinen Guide brauchen, buche ich ein Fahrzeug mit Fahrer für 78 USD. Von solch einen Preis habe ich kaum zu träumen gewagt, perfekt. Keine Gruppentour, keinen Guide, einfach nur ein Wagen mit Fahrer.
Wir laufen die Nah Chung Road entlang. Bei unserer Fahrt zum Reisebüro, aus dem Taxi heraus, habe ich dort ein Schild eines Vaping Stores erblickt. Ich folge dem Schild. Es geht durch eine vielleicht einen Meter breite Gasse immer tiefer in den schwer in die Jahre gekommenen Wohnkomplex hinein, auf beiden Seiten sind Eingänge zu Behausungen. Einmal sehe ich direkt neben mir einen Bewohner auf einer Couch liegend und TV guckend. Einer offenen Eingangstür sei Dank.
Wir betreten den kleinen Laden. Eine hübsche Vietnamesen, Anfang zwanzig und Typ Modepunk, begrüßt mich. Viel Auswahl hat sie nicht, aber ihr Stoff hat es in sich. Die Nikotinmengen der Liquids sind jenseits von Gut und Böse. 60mg/ml, 40mg/ml, 30mg/ml. In Europa sind Stärken über 20mg/ml seit Jahren verboten. Ich erstehe ein Fläschchen Popcorn/Karamell mit 30mg Nikotin. Das sollte bei meiner kleinen myBlu passen. Nun bin ich guter Dinge, dass mein Liquidvorrat bis zum Ende meiner Tour reicht.
Wir gehen wieder zurück zur Nah Chung. An der St.-Joseph-Kathedrale legen wir einen kleinen Fotostopp ein. Praktisch, dass sich das Teil genau hier in der Ecke befindet. Und dass wir zufällig in der Nähe sind. Meine Begleitung meinte schon gestern, dass sie sich die Kirche nochmal ansehen möchte.
Zu Fuß geht es weiter zum Hoan Kiem Lake. Wir gehen hoch zur Altstadt.
Wir statten der Ta Hien Road einen Besuch ab. Heute wollen wir dort den Abend verbringen. Mal etwas anderes als wieder die Ma May. Zunächst essen wir ein wenig, dann setzen wir uns vor die Tom's Bar und läuten den Abend ein.
Gegen 22:15 Uhr verlassen wir die bunte Gasse. Etwas früh, aber morgen müssen wir früh raus. Und ich muss auch noch packen. Ein Taxi fährt uns für 100.000 Dong Fixpreis zurück zum Hanoi View 2. Etwas teuer, aber besser als ein Mondpreis. Nie mehr Taximeter in Vietnam!
Laute Töne reißen mich aus meinem gerechten Schlaf. Es ist mein Smartphone, und das Teil summt fürchterlich. Ich checke die Zeit: sechs Uhr! Wer kam nur auf die verrückte Idee, den Wecker auf diese Uhrzeit zu stellen? Ich, aber das war sicherlich keine meiner besten Ideen. Wir stehen auf und machen uns fertig. Dann machen wir uns auf den Weg zum Büro von Vega Travel. Wir unternehmen eine zweitägige Tour durch die Halong Bay.
Am nächsten Tag sind wir um 15:45 Uhr wieder in unserem Hotel. Wir gehen hinauf auf unser Zimmer und schnaufen ein wenig durch. Ich beobachte bei mehreren Dampfsessions den Straßenmarkt unter unserem Balkon.
Kurz vor Sonnenuntergang verlassen wir unsere Unterkunft. Wir gehen einen Happen essen. Anschließend treiben wir uns ein paar Stunden bei Bia Hoi in der Ma May Road herum. Es wird aber nicht spät, denn morgen müssen wir wieder früh aus den Federn!
Freitag, der 24. Mai 2019. Um 6 Uhr 30 klingelt der Wecker. Hört das denn gar nicht mehr auf mit den unchristlichen Zeiten? Müde mache ich mich fertig. Während ich schlaftrunken vor mich hinwusele, ist auf dem Markt vor unserem Hotel schon geschäftiges Treiben angesagt.
Wir verlassen unser Hotel und begeben uns auf eine Tour nach Ninh Binh.
Geschafft von unserer Tour kommen wir wieder zurück zu unserem Hotel. Wir gehen hinauf auf unser Zimmer, ich schmeiße mich erst einmal auf das Bett. Dann lockt das Bad. Selten war eine Dusche so von Nöten gewesen! Leider muss ich nun feststellen, dass ich mir einen Sonnenbrand geholt habe. Insbesondere auf dem Kopf. Durch die Anstrengung, Hitze und Schwüle war es mir nicht möglich gewesen, während unserer Bergtour die ganze Zeit meinen Hut aufzulassen. Dann hätte ich vermutlich einen Kreislaufkollaps bekommen.
Kurz vor sieben verlassen wir wieder unsere Unterkunft. Ein Taxi bringt uns in die Altstadt. Wir schlendern zur Ta Hien. Hier in der ganzen Gegend ist es heute ziemlich dunkel. Der Strom ist ausgefallen. Nur einige kleine Lampen und etwas Notstrom sorgen für ein wenig Erhellung. Zudem fängt es gelegentlich an zu regnen. Alles andere als angenehm.
Wir setzen uns vor ein Lokal und nehmen unser Dinner zu uns. Nach vielleicht einer Stunde ist das Stromproblem behoben und es wird wieder hell und bunt. Uns zieht es zu Toms's Bar, wo wir den Rest des Abends verbringen.
Wir verlassen den gastlichen, wenn auch heute etwas feuchten Ort, und suchen uns ein Taxi. Ich frage nach dem Preis bis zu unserem Hotel. Der Fahrer ruft, wie zu erwarten war, 100.000 Dong auf. Ich biete 80.000 Dong. Der Herr willigt ein. Na also, es geht doch!
Wir schlafen aus, endlich einmal wieder. Dann machen wir uns in aller Ruhe fertig. Ich gehe ins Bad. Da meine Nase gestern zu war, habe ich ein Nasenpflaster zwecks Vermeidung von Schnarchen verwendet. Ich ziehe es ab. Böser Fehler! Meine gestern von der Sonne ramponierte Nase ist nun endgültig hinüber. Mit dem Pflaster habe ich auch ein Stück Haut abgezogen. Schnell bildet sich eine Feuchtigkeit, es sieht verheerend aus! Am liebsten würde ich mich im Zimmer verstecken.
Was sollen wir heute unternehmen? Keine Ahnung. Alles Wesentliche ist getan. Trotz meiner hässlichen Nase verlassen wir unsere Unterkunft und schlendern zum nahen Literaturtempel.
An der alten Anlage angekommen, sind wir unschlüssig. Ich dachte, meine Freundin möchte hineingehen, aber weit gefehlt. Also einmal mehr in die Altstadt. Ich spreche einen Taxifahrer an. Er erzählt etwas von zwei Personen, die befördert werden müssen, und ruft 200.000 Dong auf. Ich lache verbittert auf und winke ab. Wir gehen weiter. Ein anderer Chauffeur kommt auf mich zu. Er erklärt sich bereit, uns für 100000 Dong zu fahren. Dieser Preis ist ok. Soweit man diese frei verhandelten Preise als ok bezeichnen kann. Wir steigen ein und fahren los.
An der Ta Hien endet unsere Fahrt. Uns knurrt der Magen. Wir betreten ein Restaurant, in dem man sich um unser leibliches Wohl kümmert.
Die Speisen sind vertilgt, und nun? Eine Cyclo-Fahrt wäre eine Möglichkeit. Gesagt, getan. Für 250000 Dong kutschiert ein Cyclo-Fahrer uns für eine Stunde durch die Altstadt. Wir cruisen schaukelnd dahin.
Die Stunde ist rum, die Tour beendet. Wir steigen ab. Ich möchte den Fahrer entlohnen, aber mein Mädel ist schneller. Sie zückt ihre Geldbörse und drückt unserem Chauffeur das vereinbarte Geld in die Hände. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie bisher kaum Geld ausgegeben hat. Ihr Portemonnaie muss noch richtig voll sein!
Wir schlendern noch ein wenig in der Gegend herum.
Wir biegen erneut in die Ta Hien ein und setzen uns vor ein Lokal. Hier saßen wir nun schon zwei, drei Male, man kennt uns. Eine der Bedienungen hat lange in Thailand gearbeitet und ist daher der thailändischen Sprache mächtig. Er unterhält sich mit meiner Freundin.
Die Bedienungen hier versuchen sich als harte Schlepper. Kaum ein Touri kann vorbeigehen, ohne von ihnen belästigt zu werden. Meistens werden sie sogar körperlich und versperren den Weg oder versuchen, die potentiellen Gäste, nach einem Griff an den Arm oder an die Schulter, in ihr Lokal zu ziehen. Den laut gerufenen Satz "The soup is SO good!" höre ich im Minutentakt. Aber das alles ist nicht ernst gemeint. Man macht sich einen Spaß und lacht zusammen mit den vermeintlichen Opfern.
Ich gönne mir noch eine letzte Pho Ga, die ich genüsslich löffele. Anschließend schlendern wir hinüber zur Ma May.
Wir besetzen zwei Plastikstühle, ich ordere Bia Hois. Leider gefällt es mir hier heute nicht so gut. Es wird immer voller, schnell ist alles sehr beengt. Ich zahle, wir setzen uns zu einer Schänke auf der anderen Straßenseite. Dort ist es etwas besser. Irgendwann beenden wir den Abend. Bye, bye, bis irgendwann einmal wieder. Wir gehen zur Hauptstraße.
Dort angekommen, ist schnell ein Taxi gefunden, welches uns zurück in unsere Unterkunft fährt. Im Zimmer inspiziere ich erst einmal gründlich meine demolierte Nase. Ach du Schreck, so kann man sich eigentlich nicht mehr unter Leute wagen! Aber ich kann ja jetzt nicht tagelang nicht mehr rausgehen.
Sonntag, der 26. Mai 2019. Um 6 Uhr 30 klingelt der Wecker. Ich kämpfe mich aus dem Bett. Auf unserem Balkon versuche ich bei einer Dampf-Session wach zu werden. Dann mache ich mich fertig. Um halb neun sitzen wir in einem Taxi und fahren zum Flughafen.
Wir checken ein und bringen die Kontrollen hinter uns. Es ist noch etwas Zeit, wir schlendern durch die Gänge.
An einem Bankschalter tauschen wir einen Satz Dong gegen Bahts ein. Trotz der Probleme mit den Taxis zu Beginn der Woche, als ich Mondpreise bezahlt habe, bin ich mit meinem Budget gut ausgekommen. Wäre dieser Nepp nicht gewesen, hätte ich noch die Taschen voller Geld!
Um 12:35 Uhr, mit einer knappen halben Stunde Verspätung, hebt unser Flieger ab.
Hinweis
Hütet euch vor den Taximetern in der Stadt, speziell nach Sonnenuntergang! ;-)